Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 244

1845 - Heidelberg : Winter
244 Z 88. Fortgang der Reformation. Gegnern, der allenthalben die lebhafteste Theilnahme erregte. Um die Sache zu unterdrücken, ließ der Papst Luthern zuerst durch den Legaten Ca je tan, dann durch den Gesandten v. Miltiz zum Widerruf auffordern. Luther, unter dem Schutze seines Landesherrn, verweigerte ihn, versprach aber zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern Schweigen auferlegt würde. Aber sein Hauptgegner, der Professor der Theologie zu Ingolstadt, 0. Eck, schwieg nicht, sondern forderte Luthern zu einer Disputation in Leipzig heraus, in welcher Luther Äußerungen that, durch die er sich nicht bloß dem Papste, sondern der römischen Kirche selbst entgegensetzte. Während Eck nun nach Rom gieng, um dem Papste die Gefahr der Kirche vorzustellen, mehrte sich Luther's Anhang außerordentlich, indem der Bürg erstand in den meisten Städten, ein großer Theil des niedern Adels und die Mehr- zahl der H u m a n i st e n d. i. derjenigen Gelehrten, die das Studium der alten Sprachen betrieben, auf seiner Seite war. Dadurch ermuthigt, schrieb Luther zwei neue Schriften, worin er die römische Kirche in ihrem tiefsten Innern angriff, und womit er in noch weiteren Kreisen Zuneigung und Zustim- mung erlangte. Freilich kam jener Beifall nicht bei Alten einzig aus der Quelle des Glaubens; insbesondere suchten Franz von Sickingen, Ulrich von Hutten und deren Freunde die Reformation zugleich zur Erreichung politischer Zwecke zu benützen, die dahin giengen, dem Adel seine, durch den Land- frieden gehemmte Ungebundenheit und durch die Fürstenmacht geminderte Bedeutung wieder zu gewinnen. Luther selbst aber entzog sich ihren Anerbietungen, dem Evangelium ihre weltlichen Waffen zu leihen, durch die Mißbilligung jeder Gewalt in Sachen des Wortes Gottes. Jetzt aber, nachdem Luther die Fundamente des Papst- thums und der römischen Kirche also angegriffen, sprach der Papst den Bann über Luther's Lehren aus und verurtheilte seine Schriften zum Feuer. Da berief sich Luther auf ein

2. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 246

1845 - Heidelberg : Winter
24(5 §. 89. Fortgang der Reformation. zu verantworten. Vor dem Kaiser in der Versammlung der Neichsfürsten und Reichsprälaten vom'päpstlichen Legaten zum Widerruf aufgefordert, erklärte er, daß er nicht wider- rufen könne, es sey denn, daß man ihn aus der heil. Schrift widerlege, worauf er seine glaubensmuthige Rede mit den Worten schloß: „Hier stehe ich; ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen." Hierauf erklärte der Kaiser den bereits mit dem Banne belegten Luther auch in die Reichs acht, und befahl, daß nach Ablauf des Geleites gegen ihn als Ketzer verfahren werden solle. Daher ließ Kurfürst Friedrich Luthern, um ihn gegen seine Feinde zu schützen, heimlich auf die Wartburg bringen, wo er ein Jahr lang in der Verborgenheit lebte, und einen Theil des neuen Testaments übersetzte. Als aber der fanatische Eifer des l). B o d e n st e i n (aus Carlstadt) eine B ild erstürm er ei in den Kirchen Wittenberges ver- anlaßte, verließ Luther, ohne sich an Bann und Acht zu kehren, die Wartburg, stellte in Wittenberg durch Predigt und Schrift die Ruhe wieder her und setzte mit seinem ge- lehrteren Freunde, dem milden, besonnenen Philipp Me- lanchthon, Professor der griechischen Sprache, auf das thätigste das Werk der Reformation fort. Auch von dem Landvolke wurden Luther's Schriften, besonders wegen ihrer derben Sprache, begierig ausgenom- men ; aber im südlichen Deutschland und am Rhein, wo die Bauern von der Zeit der Städtekriege her schon früherhin oft Aufstände gemacht und allemal die Religion mit ein ge mischt hatten, wurde die Lehre von der „evan- gelischen Freiheit" mißverstanden: sie verlangten von ihren Gutsherren Freiheit von Abgaben und anderen Lasten, und da ihnen ihre Forderungen verweigert wurden, erhoben sie sich im Aufruhr, und so entstand 1324—23 der schreckliche Bauernkrieg in Schwaben und am Rhein, und in Folge davon der durch den wiedertäu- ferischen Schwärmer Thomas Münzer erregte Bauern-

3. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 248

1845 - Heidelberg : Winter
248 r §. 89. Fortgang der Reformation. Luther den großen und kleinen Katechismus ausarbeitete, mit allem Ernst und Fleiß betrieben. Da sich, hiedurch erschreckt, die katholisch gebliebenen Fürsten über strenge Gegenwirkungen beriechen, schloßen die evangelischen Fürsten zur Sicherung des Errungenen 1326 das Torgauer Bündniß. Dagegen brachten die katho- lischen Stände, die sich unterdessen (bei Gelegenheit der Krö- nung Ferdinands zum Könige von Böhmen) näher verständiget hatten, cs dahin, daß 1329 der Reichstag zu Speyer, (den zunächst das Vordrin- gen der Türken veranlaßte) das bisher nicht befolgte Wormser Achtsedict gegen Luther erneuerte und jede weitere Verbreitung seiner Lehre verbot, wogegen aber die evangelischen Stände feierlich protestirten und daher den Namen Protestanten erhielten. Nun brachten.einige lutherische Stände (namentlich Hessen und Sachsen) ein Bündniß mit den Zwinglischgesinnten in Vorschlag, aber Luther, der in verschiedenen Ansichten Zwing- li's offenbare Abweichungen vom wahren Glaubensgrunde sah, rieth davon ab. Um daher eher zum Zwecke zu kommen, suchte der Landgraf von Hessen, welcher Luthers Lehre inner- lich weniger erfaßt hatte, zunächst die streitenden. Theologen zu vereinigen, und lud sie daher noch in demselben Jahre zu einem Religionsgespräch nach Marburg. Allein Luther und Zwingli konnten sich dabei über die Lehre vom heiligen Abendmahl nicht vereinigen, und obwohl sie persönlich in Liebe schieden, so blieb doch die längst eingetre- tene verderbliche Trennung der Protestanten in Luthera- ner und Reformirte fortbestehen; ja sie schärfte sich in der Folge nur noch mehr. (s. §. 91 a. E.) Da man den Kaiser, der die Protestation nicht ange- nommen hatte, immer strenger auftreten sah, so entstund unter den lutherischen Ständen die Frage über das Recht des Widerstandes gegen das Reichsoberhaupt. Obgleich die sächsischen Juristen dieses Recht behaupteten, so erklärte «doch Luther, daß dasselbe nicht in der heiligen Schrift ge-

4. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 267

1845 - Heidelberg : Winter
§. 93. Die Reformation in England. 267 Grunde, dem Hause Österreich die kaiserliche Gewalt zu ent- reißen und Deutschland umzugestalten! 5. Die Reformation tu England. §. 93. Auch in England hatte die Reformation bald Ein- gang gefunden; aber die Trennung von der römischen Kirche geschah dort zunächst aus sehr weltlichem Grunde. Die unumschränkte königliche Gewalt, welche Heinrich Vh (§. 79) hinterlassen hatte, wurde in den Händen seines Sohnes, des leidenschaftlichen und störrisch - willkührlichen Heinrich s Vhf, zur völligen Despotie mißbraucht, in die sich das Parlament mit der niedrigsten Feigheit fügte. Ob- gleich dieser König selbst eine Schrift gegen Luther zur Vertheidigung der sieben Sacramente geschrieben und deß- halb vom Papste den Titel „Glaubensbeschützer" erhalten hatte, so sagte er sich doch vom Papste los, weil dieser die eigenmächtige Scheidung von seiner ersten Gemahlin und seine Verbindung mit Anna Boleyn als ungültig ver- warf. Er erklärte sich nun 1535 zum Oberhaupt der eng- lischen Kirche, zog alles Klostergut mit unglaublicher Rohheit ein und verschwendete es so sinnlos, daß nach einigen Jahren wenig mehr von dem also Gewonnenen vorhanden war; auch ließ er jeden, der die von ihm aufgestellte katho- lische Kirchenverfassung nicht beschwören wollte, hinrichten, und selbst des edlen Kanzlers Thomas Moore's (Mo- rus) Haupt mußte aus diesem Grunde unter dem Beile fallen.' Bald schickte der argwöhnische Tyrann auch Anna Boleyn auf's Schaffet, und dieses Schicksal traf auch noch die vorletzte der sechs Gemahlinnen, die er nach einander gehabt hatte. — Obgleich vom Papste abgefallen, haßte er doch Luthern und dessen Lehre bis an sein Ende: denn er wollte selber Reformator seyn. Er starb 1547 im 56. Jahre seines Alters.

5. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 202

1845 - Heidelberg : Winter
202 §. 73. Die Kreuzzüge. Den größten Vortheil zunächst zog die Hierarchie aus den Kreuzzügen, indem der Papst es war, der diesel- den anordnete, sie durch seine Vertreter (Legaten) leitete, sowie auch die Streitigkeiten unter den Kreuzfahrern schlich- tete, und überhaupt seinen Befehlen, ungeachtet öfteren Wi- derstrebens der Könige und Fürsten, in der Regel durch die ihm zu Gebote stehenden Mittel Gehorsam zu verschaffen wußte, und so das Ansehen eines richterlichen Oberherrn der ganzen abendländischen Christenheit bekam, während der Kle- rus durch Kauf, Geschenke und Vermächtniffe überreich an Gütern und Vorrechten wurde. Sittlichkeit und Religion aber erlitt aus dieser Berüh- rung mit dem Morgenlande durch die Vervielfältigung aber- gläubischer Auswüchse und durch die höchste Steigerung der sinnlichen Lüste und Genüsse wesentliche Nachtheile, welche durch die getroffenen Gegenvorkehrungen (z. B. durch Kran- kenhäuser, deren im 13. Jahrhundert an 19,000 in Europa gezählt wurden, und durch Vermehrung der geistlichen Or- den) nur theilweise gemindert werden konnten. Auch im Ab end lande fanden Kreuzzüge Statt und zwar gegen die heidnischen Slaven, insbesondere gegen die . Wenden, welche zuletzt von Heinrich dem Löwen besiegt wurden, und gegen die Preußen, die mit Hülfe des deut- schen Ordens zum Christenthume - gebracht und 1283 dem Orden unterworfen wurden. — Ebenso wurden auch Kreuz- züge gegen Ketzer gepredigt, insbesondere gegen die Albigenser im südlichen Frankreich (1209), bei wel- cher Gelegenheit die Inquisition aufkam, ein geistliches Gericht, das Jeden, der die Lehren und Einrichtungen der Kirche nicht anerkannte, mit schweren Strafen, selbst mit Feuer und Schwert, verfolgte (s. §. 78 u. 94).

6. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 209

1845 - Heidelberg : Winter
§. 76. Die Kirche Ln ihrer tiefsten Erniedrigung. 209 Unter der trägen und unsinnigen Negierung seines Sohnes Wenzel (1378—1400) riß in Deutschland abermals eine solche Unordnung ein, daß die Städte sich durch Büudnisse gegen den sie bedrückenden Adel, so wie gegen die Fürsten zu schützen suchten, und zuletzt ein verheerender Städtekrieg ausbrach, in welchem die rheinisch-schwäbischen Städte gegen die Macht des Adels und der Fürsten unterlagen. Zuletzt wurde Wenzel abgesetzt: doch konnte auch sein Nachfolger Nuprecht von der Pfalz (1400—1410) die Ordnung nicht Herstellen, zumal zugleich allmählig auch in der Kirche eine Verwirrung eingetreten war, die auf alle Verhält- nisse des bürgerlichen Lebens die traurigste Einwirkung hatten. 2. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. 76. Ungeachtet der so hoch gestiegenen Macht des Papstthums und des Sieges der geistlichen Gewalt über die weltliche, hatte sich doch in der Kirche der Keim des Verderbens bereits mächtig entwickelt, und schon längst war über dem ungebühr- lichen Vertrauen auf äußere Werke und über der Gleichstel- lung menschlicher Satzungen mit den Forderungen des gött- lichen Worts die Einfachheit des Evangeliums und der Wandel im Geist immer mehr zurückgetreten. Daher entzogen sich schon vom 9. Jahrhundert an einzelne Gemeinden in den stillen Thälern Südostfrankreichs und Sa- voyens den hierarchischen Einrichtungen, und strebten mit Beobachtung strenger Sittenzucht auf das Urchristenthum zu- rückzugehen. Sie breiteten sich im 12. Jahrhundert unter dem Namen Waldenser immer weiter aus, ungeachtet sie durch die päpstlichen Jnquisitions- oder Ketzergerichte schrecklich ver- folgt wurden. In der (allgemeinen) Kirche selbst war schon in der Mitte des 11. Jahrhunderts eine große Spaltung ausge- 14

7. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 211

1845 - Heidelberg : Winter
§. 76. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. 211 Und so konnte denn Ruprecht's Nachfolger, Kaiser Si- gismund, Wenzel's Bruder, 1414 das Concilium zu Constarrz zu Stande bringen, welches die drei Päpste absetzte und den Grundsatz aufstellte, daß sich der Papst den Beschlüssen einer allgemeinen Kirchenversamm- lung unterwerfen müsse. Weil man aber vor der Abstellung der übrigen Kirchengebrechen den neuen Papst wählte, der alsdann von dem Concilium keine Verbesserungsvorschläge annahm, so war zwar die (äußere) Einheit der Kirche, nicht aber ihre Reinheit hergestellt. Dazu kam, daß das Concilium selbst durch ein leiden- schaftliches Urtheil den spätern Riß in der Kirche dadurch vorbereitete, daß von ihm 14113 Johann Huh, der als Professor der Theologie zu Prag gegen die Gewalt des Papstes und gegen verschiedene andere Kirchenlehren aufgetreten war, zum Feuertode verurtheilt und zu Constanz als Ketzer verbrannt wurde. Zunächst ent- stand aus diesem Verfahren 14120—1436 der Hussitenkrieg, indem sich Hussen's Anhänger in Böhmen im Aufruhr erhoben, unter ihren Anführern Ziska und den beiden Procopius alle vom Kaiser und Reich und Papst gegen sch aufgebotenen Heere schlugen, und einen großen Theil Böhmens und aller umliegenden Länder auf das gräu- lichste verwüsteten. Nur als das zu Basel wieder zusammen- getretene Concilium den Forderungen der gemäßigten Partei der Hussiten, der Calirtiner, nachgab, und diese dann selbst sich gegen die fanatische Partei der Taboriten wendeten, ward endlich die Ruhe wieder hergestellt. Aus dem besseren Theile von ihnen entstund nachher die böhmisch-mährische Bürgergemeinde, die unter man- cherlei Verfolgungen ihren 'Glauben bewahrte, bis sie später- hin zum Theil in die jetzt bestehende, vom Grafen Zinzendorf gestiftete Brüder-Unität übergieng. Alle Beschlüsse des Basler Conciliums aber, die auf Be- schränkung der päpstlichen Macht gerichtet waren, verwarf - der Papst und nahm ihnen für Deutschland durch neue Ver- 14*

8. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 242

1845 - Heidelberg : Winter
242 tz. 88. Anfang der Reformation. Groß war das in der damaligen Kirche eingerissene Sittenverderbniß, unerhört die Unwissenheit der meisten Geistlichen, arg vernachlässigt die Kenntniß der heiligen Schrift und die Führung des Predigt- und Seelsorgeramtes, entsetzlich der daher rührende Aberglaube des Volkes. Die Erfahrungen, welche die Kirche in dem Kampfe mit den zum Theil wahren, zum Theil freilich auch irrthümlichen Bestrebungen der Waldenser, Wpkleffiten und Hussiten ge- macht hatte, waren von ihr nicht als Mahnungen zur eig- nen freiwilligen Selbsterneurung benützt worden. In un- begreiflicher Sicherheit schritten vielmehr ihre damaligen Leiter (namentlich ein Papst Alexander Vi) auf der gefährli- chen Bahn fort, die zuletzt nothwendig zu einer, für alle Theile unerwarteten Entscheidung führen lüußte. Zu dieser Entscheidung kam es unter Papst Leo X, der, um den Prachtbau der Peterskirche in Rom fortführen und vollenden zu können, einen Ablaß ausschrieb, von dessen Ertrag im nördlichen Deutschland ein Theil dem Erzbischof von Mainz zufallen sollte. Dieser stellte dann Ordensgeist- liche an, die in den deutschen Ländern umherzogen und gegen bestimmte Geldtaren Vergebung der Sünden verkauften. Einer dieser Ablaßverkäufer, der Dominikaner Johann Tetzel, welcher dieses Geschäft in Sachsen betrieb, verfuhr dabei auf eine so unverantwortliche Art, daß der Professor der Theologie an der Universität Wittenberg, » Martin Luther, welcher an seinen Beichtkindern die unglücklichen Folgen jenes Ablaßverkaufes wahrnahm, sich getrieben fühlte, 1817 am 31. October in fünf und neunzig Thesen oder theologi- schen Streitsätzen, die er an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlug, diesen Mißbrauch zu rügen und zugleich die un- beschränkte Gewalt des Papstes zu bestreiten. Dies war der Anfang zur Reformation. Luther, der Sohn eines Bergmanns aus Möhra in der Grafschaft Mannsfeld, war am 10. Nov. 1483 zu Eisleben geboren, studierte zu Erfurt anfangs die Rechtswissenschaft, widmete sich aber nachher, erschüttert durch den plötzlichen

9. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 243

1845 - Heidelberg : Winter
§. 88 Anfang der Reformation. 243 Tod eines Freundes, dem Klosterleben, und suchte durch ängstlich-gewissenhafte Beobachtung aller vorgeschriebenen kirchlichen Gesetzeswerke den Frieden der Seele. Er vermochte ihn aber auf diesem Wege nicht zu finden, und war in der äußersten Gefahr, sich durch Selbstquälerei geistlich und leib- lich aufzureiben. Da kam er zufällig an eine lateinische Bibel und lernte daraus die ursprüngliche Lehre des Evan- geliums kennen. Das ernste Forschen in der Schrift führte ihn, nach noch vielen innern Kämpfen, auf den Weg der vor Gott geltenden Gerechtigkeit, welche allein dem durch die wahre Herzensbuße hindurchgegangenen Glauben an Christi Verdienst von Gott zugerechnet wird, aus welchem lebendigen Glauben dann die guten Werke als eben so viele gesunde Früchte hervorgehen m ü s s e n. Da einige Jahre zuvor (1502) der Kurfürst Friedrich der Weise, welcher überhaupt mit seinem durchdringen- den Geiftd die Bedürfnisse des Reichs und der Kirche am klarsten erkannte, die Universität Wittenberg errich- tet hatte, so wurde Luther für dieselbe durch einen seiner Vor- gesetzten, Staupitz, zunächst zum Lehrer der Weltweiöheit vorgeschlagen und vom Kurfürsten 1508 angestellt. Einige Jahre darauf (1512) wurde er zum Doctor der heili- gen Schrift ernannt und zum Predigtamt verpflichtet. Da er die heil. Schrift nicht, wie Andere, bloß nach den Kirchen- vätern und Scholastikern, sondern unmittelbar aus ihr selbst auslegte, so brachte er dadurch große Wirkung unter seinen Zuhörern hervor. Eine Reise nach Rom in Angelegenheiten des Augustinerordens, welchem Luther noch angehörte, machte ihn mit dem damaligen geistlichen Leben daselbst in einer Weise bekannt, die einen sehr ungünstigen Eindruck in seinem Gemüthe zurückließ. Als nun Tetzel kam und mit seinem Ablaßverkauf so gefährlich wirkte, trat Luther in der oben angegebenen Art auf, ohne jedoch damit eine Kirchen- trennung zu beabsichtigen. Run erhob sich ein Schriftenstreit zwischen ihm und seinen 16*

10. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 245

1845 - Heidelberg : Winter
§. 89. Fortgang der Reformation. _ 245 allgemeines Concilium, verbrannte vor dem Thore zu Wittenberg 1320 den 10. December die päpstliche Bulle sammt dem römischen Kirchenrechte, und sagte sich damit vom Papstthume los. Ein Jahr zuvor hatte auch in der Schweiz der Pfarrer Huldrich Zwingli in Zürich, gleichfalls aus Veranlassung des Ablaßhandels, eine Reformation begonnen, die eben so raschen Fortgang hatte. Während der tiefsinnige Luther in seiner durch und durch monarchischen Gesinnung vom kirchlich Bestehenden ausgieng und durch Reinigung des Glaubens auf Sitte und Leben zu wirken strebte, wollte Zwingli als geborner Republikaner in seiner, mehr den Bedürfnissen des gemeinen Lebens zugewandten Gesinnung zunächst Sitte und Leben bessern und als moralisch-politischer Reformator die Eidgenossenschaft zu ihren ursprünglichen Grundsätzen zurück- führen. In diesem Gegensätze lag der verschiedenartige Fort- gang der deutschen und der helvetischen Reformation, so wie das verschiedenartige Schicksal der beiden Reformatoren. 2. Fortgang der Reformation. §. 89. ^Unterdessen hatten nach Kaiser Marimilian's I Tode die Kurfürsten auf den Rath des bisherigen Reichsverwesers, Friedrich's des Weisen von Sachsen, der die ihm angetragene Krone ausschlug, den König Karl I von Spanien, Enkel Marimilian's und Ferdinands des Katholischen, zum Kaiser gewählt und ihn den 22. Oktober 1520 als Karl V gekrönt. Da sich auch bereits bedeutende Reichsfürsten, wie der Kurfürst Friedrich von Sachsen, der Landgraf Phi- lipp von Hessen, der Markgraf Albrecht von Brandenburg, auf Luther's Seite neigten, und die Be- wegung gegen die Kirche allgemein zu werden drohte, wurde Luther vom Kaiser gegen sicheres Geleite 1321 auf dem Reichstag zu Worms vorgefordert, um sich
   bis 10 von 15 weiter»  »»
15 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 15 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 4
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 7
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 2
26 0
27 15
28 0
29 0
30 0
31 2
32 0
33 0
34 1
35 0
36 0
37 1
38 0
39 0
40 0
41 0
42 2
43 0
44 0
45 1
46 0
47 2
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 5
2 22
3 10
4 10
5 0
6 4
7 17
8 8
9 46
10 0
11 0
12 4
13 5
14 33
15 8
16 34
17 117
18 0
19 1
20 26
21 6
22 10
23 11
24 3
25 20
26 49
27 0
28 2
29 4
30 6
31 24
32 1
33 3
34 14
35 4
36 1
37 4
38 0
39 3
40 1
41 36
42 6
43 62
44 2
45 17
46 2
47 16
48 0
49 1
50 0
51 0
52 39
53 5
54 1
55 24
56 21
57 0
58 4
59 1
60 1
61 2
62 1
63 18
64 8
65 19
66 4
67 18
68 15
69 9
70 2
71 12
72 5
73 1
74 28
75 0
76 2
77 7
78 10
79 0
80 2
81 3
82 5
83 13
84 1
85 10
86 34
87 0
88 7
89 21
90 15
91 3
92 101
93 0
94 8
95 19
96 14
97 10
98 94
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 2
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 0
26 4
27 0
28 0
29 0
30 0
31 1
32 0
33 3
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 6
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 2
50 0
51 0
52 0
53 0
54 2
55 1
56 0
57 1
58 5
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 1
78 0
79 0
80 1
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 1
89 0
90 0
91 1
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 2
101 0
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 1
125 0
126 1
127 0
128 0
129 0
130 0
131 0
132 0
133 0
134 0
135 0
136 3
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 4
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 0
156 0
157 0
158 1
159 0
160 0
161 5
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 1
176 0
177 5
178 0
179 0
180 0
181 0
182 1
183 0
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 2
192 0
193 0
194 3
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0